Mit dieser Website möchten wir einerseits die Anthroposophische Meditation bekannter machen und andererseits die Vielfalt der verschiedenen Ansätze aufzeigen.
Wir führen Interviews mit verschiedenen Meditationslehrern und stellen diese in einen kommentierenden und erläuternden Zusammenhang, in dem auch die Hintergründe und praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Anthroposophischen Meditation dargestellt werden.

Steffen
Hartmann

Meditation und Selbstentwicklung

im Interview

Ich verstehe mich weniger als ein Lehrer, der jetzt die Methode unterrichtet, sondern ich freue mich über jeden, der einen eigenen Weg, Erfahrungen oder Übungen macht. Ich habe da keinen Anspruch auf eine bestimmte Schulung oder eine bestimmte Übung - natürlich schon auf anthroposophischer Grundlage - aber da sehe ich die Möglichkeit, dass es viele Wege gibt.

Interview mit Steffen Hartmann

Meditation und Selbstentwicklung
Sebastian Knust: Lass uns mit Deinem Lebenslauf beginnen. Welche waren die Meilensteine in Deiner äußeren und inneren Biografie? Wann bist du zum Beispiel mit der Anthroposophie in Kontakt gekommen? Wie war Dein weiterer Weg von dort?

Steffen Hartmann: Ich bin Steffen Hartmann, Pianist, also vom Studium her Musiker. Habe diesen musikalischen Weg auch sehr intensiv gesucht, schon als Schüler. Das war immer mein großes Ziel. Es hat sich dann eigentlich im Musikstudium so entwickelt, dass ich parallel auch Philosophie studiert habe. Es war mir da auch sehr wichtig, einen Gedankenweg zu gehen. Nicht nur mit der „Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner, sondern auch mit Hegel, Platon und Aristoteles; die haben mich viele Jahre begleitet. Dann auch die Frage, wie eigentlich die Philosophie übergeht in die Anthroposophie. Das war lange für mich ein sehr wichtiges Thema.

Und die Anthroposophie selbst ist in mein Leben getreten, mehr von außen her durch die Waldorfschule. Also ich bin mit neun Jahren auf die Waldorfschule gekommen und da waren dann auf einen Schlag Eurythmie, und auch Musik, die ganze Waldorfwelt präsent. Meine Eltern sind keine Anthroposophen, aber sind da einfach offen gewesen und haben gemerkt, dass dies für mich als Kind eben die bessere Schule ist.

Dann war ein deutlicher Schritt mit 15 Jahren, da habe ich von mir aus die Frage gestellt: Wer ist Rudolf Steiner? Was ist Anthroposophie? Da hat dann damals vor allem ein Musiklehrer von mir gesagt: „Lies mal „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ oder „Die Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner. Und das habe ich dann auch angefangen mit 15, 16 Jahren. Und das war dann sehr schnell für mich wie ein ‚geistiges nach Hause kommen‘. Wie ein Gefühl: Das habe ich schon immer gesucht. Kommt mir irgendwie bekannt vor, das ist mein Weg. War ein bisschen naiv vielleicht, schön jugendlich überschwänglich, aber doch gleichzeitig sehr ernsthaft. Und dann war es aber so, dass nach der Schule ich mit dem Zivildienst begann, und es war mir klar, ich muss dieses ein bisschen naiv begeisterte Verhältnis zur Anthroposophie noch einmal umarbeiten. Ich kann nicht darauf gründen, dass ich das Gefühl habe, ich verstehe das alles, ich kenne das alles schon. Und ich habe dann sehr intensiv die „Philosophie der Freiheit“ durchgearbeitet, so für mich; eigentlich Satz für Satz – ein Jahr lang.

Ich weiß noch, dass es für mich eine bewusste Entscheidung war, oder Frage: Will ich wirklich ein meditatives Leben führen, mit allem was dazu gehört? Da habe ich mich auch geprüft, weil ich großen Respekt davor hatte. Habe dann, 19 war ich, also mit 20 Jahren die Entscheidung getroffen. Habe tatsächlich, ich habe jetzt noch mal zurückgeblickt, eigentlich seither immer meditiert, jeden Tag. Bis auf vielleicht die Tage, wo ich mit hohem Fieber im Bett lag, dass es wirklich gar nicht ging. Und ich weiß noch, es war einmal, da brauchte ich eine Pause. Das war nach den ersten 3, 4 Jahren. Ich merkte, ich komme in einen Zwang hinein und da habe ich mir bewusst gesagt drei, vier Wochen lang: So, jetzt meditiert du mal nicht. Das war eigentlich, die einzige Unterbrechung. Ja, insofern ist das ein Weg von 19 Jahren, auf den ich jetzt zurückblicke. Und da ist natürlich viel passiert.

Sebastian Knust: Können wir kurz noch einmal zurückgehen? Wie kam es, als du vor der Frage standst: „Will ich einen meditativen Weg gehen?“ Was waren deine Motive? Gab es vielleicht auch einen Hinderungsgrund, es nicht zu machen?

Steffen Hartmann: Also Motiv, es zu machen, war einfach eine ganz starke Sehnsucht nach dem Geistigen. Und nach einem bewussten Durchdringen des Geistigen. Ich würde sagen, dass ich intuitiv gefühlsmäßig viel mitgebracht habe: Also zum Beispiel die Existenz von Engeln war mir immer schon, auch als Kind, selbstverständlich. Oder auch die Tatsache von Reinkarnation und Karma, war mir immer schon, auch schon als Kind, einleuchtend. Ich weiß noch, da habe ich ein Gespräch gehabt mit meiner Mutter. Da hab ich gesagt, dass wohl jeder Mensch mehrmals lebt. Und meine Mutter hatte gesagt: Ja, sie hätte das als Kind auch schon für sich gefunden, aber ich müsse wissen, dass es viele Menschen gibt, die das anders sehen. Das hat mich als Kind total verwundert, wie etwas, das so eindeutig und klar ist, wohl nicht für alle Menschen eindeutig und klar ist. Gerade dieses Thema, auch karmische Erinnerungen, wurde dann immer stärker im Verlauf meiner Biografie.

Ich habe erlebt, dass man tatsächlich das Denken zu einer Kraft ausbilden kann, die man immer stärker erlebt, also, vom Körper her gesehen, im Stirnbereich. Ich bemerkte, dass auf diese Weise dieses „dritte Auge“ wach wird. Ich erlebte, dass man beim Denken aktiv ist, dass man sich da bündelt und konzentriert. Es hat zu Lichterlebnissen bei der Meditation geführt.

Innere Entwicklungen, Meditations-Methoden

Sebastian Knust: Dann hast Du angefangen zu meditieren… Wie bist Du auf dem Weg gegangen, welche Meilensteine hast Du erlebt?

Steffen Hartmann: Also, äußerlich kann ich vielleicht noch sagen: Ich hatte nie einen wirklichen Lehrer, oder eine Persönlichkeit, bei der ich das Gefühl hatte, die zeigt mir jetzt den Weg. Wenn, dann war das für mich tatsächlich immer Rudolf Steiner, und eben seine Schriften. Und da hatte ich dann auch ein sehr großes Vertrauen. Auch immer das Gefühl einer direkten Verbindung. Also nicht nur, dass das ein Buch ist, sondern der Mensch Rudolf Steiner war mir irgendwie nahe. Oder ich hatte das Gefühl, der begleitet mich auch.

Sebastian Knust: Wie hast du diese Begleitung empfunden?

Steffen Hartmann: Es war so, dass ich auch mehrfach von ihm geträumt habe. Ganz reale Träume, die mich tief bewegt haben, wo er da war und wo wir auch gesprochen haben. Und, dass ich gemerkt habe, wenn ich wirkliche Fragen habe, ich kann – also nicht nur rein oberflächliche Fragen oder Fragen aus reiner Neugier – die kann ich ihm stellen. Das ist für mich auch ein Forschungsinstrument. Erkenntnisfragen auszuformulieren, soweit man selber kommt auch zu kommen, und das, was dann unlösbar scheint, mit in den Schlaf zu nehmen. Und das vielleicht dann auch durch mehrere Nächte hindurch, und dann auch sehr wach zu sein, in welcher Form die Antworten kommen. Denn die Antworten kommen oft ganz anders als erwartet.

Sebastian Knust: Kommen die Antworten während des Träumens? Oder wenn man aufwacht?

Steffen Hartmann: Also ich kenne verschiedene Arten von Antworten. Eine ist tatsächlich, dass im Aufwachen sich etwas einstellt, entweder ein Gefühl, oder sogar eine Art inspirative Formulierung, die ich dann versuche schnell aufzuschreiben. Es kann aber auch ganz anders sein. Es kann so sein, dass ich dann eine Begegnung habe, oder mir ein Buch in die Hand fällt. Oder ein Mensch irgendein Wort sagt und ich denke: Mensch, das hat doch mit deiner Frage zu tun. Das ist dem anderen vielleicht gar nicht bewusst, aber ich muss quasi so wach sein, mitzukriegen, überhaupt im Leben, was antwortet. Das kann auch sehr unscheinbar sein.

Sebastian Knust: Hast du da ein Beispiel?

Steffen Hartmann: Ja, kommt vielleicht noch… aber jetzt so spontan…?

Ich kann vielleicht jetzt noch mehr zu diesem Gedankenweg, der ja auch dann zum Meditieren oder zum meditativ verstärkten Denken geführt hat, noch ein bisschen was sagen. Das habe ich so erlebt, dass man tatsächlich das Denken zu einer Kraft ausbilden kann, die man immer stärker erlebt, also vom Körper her gesehen im Stirnbereich. Dass auf diese Weise dieses „Dritte Auge“ (Seelisches Organ im Stirnbereich) wach wird. Zunächst vielleicht so, dass man merkt, wenn man denkt, dass man da aktiv ist, dass man sich da bündelt und konzentriert ist. Ein bisschen so, dass es da eine Art Lichterlebnisse oder Blitze gibt beim Meditieren, die einfach auftreten; wo ich mir dann gesagt habe: das sind Begleiterscheinungen, die muss ich jetzt nicht als solche anstreben, aber ich nehme sie zur Kenntnis, und versuche sie mit Ruhe und Gelassenheit auch aufzunehmen.

Sebastian Knust: Was waren da die Motive auf diesem Weg, wolltest du forscherisch tätig werden, gewisse Gegenstände erforschen oder war es eher die Frage nach der inneren Schulung, die dich geführt hat?

Steffen Hartmann: Ich glaube tatsächlich, die Frage war nach der inneren Schulung und das Bedürfnis, an sich zu arbeiten. Also sich selber quasi umzuarbeiten. Kräfte, die in mir schlummern, die mir vielleicht auch geschenkt wurden, nicht einfach brach liegen zu lassen, oder passiv sich mitentwickeln lassen, sondern ganz bewusst zu ergreifen. Es ist tatsächlich so – es klingt vielleicht jetzt ein bisschen komisch – aber ich hatte immer schon, auch als junger Mensch ein großes Verantwortungsgefühl der Anthroposophie gegenüber, ich hatte immer auch das Gefühl irgendwie verantwortlich zu sein, dass die Anthroposophie in die Welt kommt, oder dass es mit der Anthroposophie weitergeht. Also, das war eine Triebfeder, die für mich sehr stark war. Ein Weg, der auf einem bewussten freien Weg gründet und ins geistige Erleben führt.

Sebastian Knust: Hast du für dich auch neue Wege entwickelt, wo du gemerkt hast: „Ja, da geht es weiter“, oder bestimmte Übungen, die dich ansprachen – vielleicht auch bestimmte Stufenfolgen? Hast du also eine bestimmte Methodik für dich entwickelt?

Steffen Hartmann: Es gab verschiedene Aspekte natürlich. Das eine ist mehr zum Thema Üben. Ich bin einfach ein starker Willensmensch und Übmensch, d.h. zum Beispiel jeden Tag zur gleichen Zeit die gleiche Übung zu machen, fällt mir nicht so schwer. Und dann habe ich natürlich auch bestimmte Meditationen, zum Beispiel diese „Ich-bin Worte“ aus dem Johannesevangelium, zum Beispiel „Ich bin das Licht der Welt“, was ja eines davon ist, immer wieder über längere Zeiträume bewegt, oder auch die Grundsteinmeditation von Rudolf Steiner, was ja ein großer und umfassender Spruch ist, bei dem man eigentlich immer wieder neu ansetzen kann und sich hinein vertiefen kann. Also ich habe fast immer, eigentlich durchgängig, solche Wort-Meditationen gemacht – ein Satz oder ein Spruch – und daneben eben andere Übungen, wie die Naturbetrachtungen.

Sebastian Knust: Kannst Du zu Deinem methodischen Vorgehen beim Meditieren noch etwas sagen? Gab es z.B. unterschiedliche, vertiefende Stufen?

Steffen Hartmann: Ich würde einen Grundaufbau so beschreiben: Zunächst denke ich nach über einen Satz oder einen solchen Spruch, das ist noch nicht Meditieren im engeren Sinne aber so ein Vorhof des Meditierens. Ich muss ja verstehen, um was es geht. Oder auch der Spruch, den wir heute Morgen im Kurs hatten: „Strahlender als die Sonne, reiner als der Schnee, feiner als der Äther…“ Ich sinne darüber nach, ich denke darüber nach. Ist wie so ein Vorhof.

Ein nächster Schritt ist dann für mich: Ich vertiefte mich ganz in diese Worte, gebe mich hin an diese Worte, entweder so, dass ich sie innerlich höre, wie als ob sie zu mir gesprochen würden, oder dass ich sie innerlich ganz bewusst hervorbringe. Das kann dann auch so sein, dass ich mich ganz hineingebe in den Klang eines Vokals oder einer Vokalabfolge. Also mehr so lautmalerisch. Es kann aber auch in die Richtung gehen, dass ich durch die inneren Bildegesten die Worte erlebe, wie in der Eurythmie. Das Wort „Licht“ zum Beispiel hat eine sehr plastische Geste, die ist anders als bei dem Wort „Sonne“.

Das ist eine Schicht, wo ich denke, dass man irgendwann daran aufwacht, wie real und wie kräftig das ist, was dann schon allein in den einzelnen Vokalen als Gesten drin liegt. Und damit geht dann einher, dass das Denken der Worte sich verlangsamt. Also, in dem ich quasi hineinschlüpfe, wird es langsamer und ich verweile viel länger in einem Satz, als ich das mit dem intellektuellen Denken könnte. Was auch damit einhergeht, das hat sich dann bei mir sehr deutlich eingestellt, dass die Atmung sich enorm verlangsamt. Der Atem wird ruhiger, vertieft sich, wird ruhiger sowieso, er wird immer langsamer. Und dann würde ich es so beschreiben, das ist jetzt vielleicht so eine Phase des Meditierens, was ich jetzt beschrieben hab, die Intensivierung, die Verlangsamung, dieses Verweilen.

Und dann kommt ein Schritt, wo ich lernen muss, das eigentlich wie wegzunehmen. Da bin ich ja noch stark in der Ich-Aktivität: ich tue etwas geistig. Aber damit jetzt die geistige Welt antworten kann, oder auch die geistigen Wesen, an die ich mich wende, muss ich still werden, das ist eigentlich fast wie eine Art Umstülpung, dass ich meine Aktivität, die ich vorher ganz hineingegeben habe, jetzt wie zur Ruhe bringe, zurücknehme, aber doch wach bleibe und eigentlich leer werde. Ich versuche dann ja, ganz Ohr zu werden, ganz Schale zu werden. Und da ist es zunächst oft so, dass man das Gefühl hat, es gelingt nicht, man fällt da raus, entweder es kommen ganz alltägliche Gedanken, oder Ablenkungen. Aber meine Erfahrung ist, wenn man es immer wieder versucht, tritt auch irgendwann eine gewisse Gelassenheit ein. Man ärgert sich nicht, wenn es nicht geht. Gerade das bringt einen aber auch weiter. Diese Gelassenheit. Dass man irgendwann merkt, es kommt doch eine Antwort oder eine Resonanz.

Sebastian Kunst: Wenn du solch ein Spruch meditierst – sind das Resonanzen auf Fragen aller Art oder stellst Du die Fragen vorher? Wie gehst du vor und welche Arten von Antworten bekommst du dann?

Steffen Hartmann: Ja, das ist eine gute Frage. Also ich habe schon den Eindruck, dass es nicht egal ist, wie man an die Schwelle geht, oder wie man in diesen Schwellenbereich geht. Wenn man ohne eine bestimmte Frage hineingeht, einfach durch eine Intensivierung des Bewusstseins mit einem Spruch, eine Schale bildend, dann ist es vielleicht recht allgemein, wie die Wirkung ist. Also zum Beispiel kann eine Wirkung sein, dass man das Erlebnis hat, ein Stück weit aus seinem Körper heraus zu kommen, ein Stück weit mehr im Umkreis zu sein oder ein Lichterlebnis.

Anders ist es tatsächlich, wenn ich jetzt auch in dieser Stufenfolge gehe und ich bringe aber eine Frage mit, weil ich sage, ich möchte mich an Michael wenden oder an Christus, also an ein bestimmtes Geistwesen. Dann muss ich mich viel mehr bündeln, dann muss ich im Grunde ähnlich, wie auch im Physischen, wenn ich jemanden begegnen will, wissen wo er wohnt, und irgendwie an der Tür klingeln und ihm die Hand geben. Also ich muss mich auf eine konkrete Begegnung hin orientieren und mit den Geistwesen ist es ein bisschen ähnlich. Ich muss dann wissen, wer ist Michael, wer ist Christus, oder was ist ein Engel, sonst greif ich da wie ins Nichts. Das ist auch ein Punkt, wo man merkt, dass das Studium unabdingbar ist. Ich kann nicht in die geistige Welt kommen ohne Studium, das ist wie wenn ich irgendwo hinreise, und ich habe keine Landkarte und keinen Kompass und nichts. Da reichen sich Studium und Forschung natürlich die Hände.

Sebastian Knust: Wie hat sich das auf dein Leben, dein inneres und dein äußeres Leben, ausgewirkt – im Verhältnis zu deinen Tätigkeiten, zu anderen Menschen, zur Welt oder auch zu Dir selbst?

Steffen Hartmann: Ganz viele Wirkungen. Ich kann versuchen, ein paar zu beschreiben. Die Wirkung auf mein Leben war so, dass es immer wieder Krisen gab, z.B. wie der Punkt hier so verrückt ist im Stirnbereich und ich wirklich lernen musste, ihn neu zu befestigen. So gab es tatsächlich später noch mal eine Krise, die ganz stark mit dem Kehlkopf zusammenhing. Ich hatte dann Zustände, wo ich das Gefühl hatte, es schnürt mir die Kehle zu. Also, sehr unangenehm. Und ich wusste, dass es auch mit Schicksalsdingen zu tun hatte, also mit karmischen Erlebnissen, die sich gemeldet haben und wo ich wusste, ich muss die irgendwie jetzt bearbeiten, sonst komme ich immer wieder an diesen Punkt, dass es mir die Kehle zuschnürt. Und noch mal ein paar Jahre später war das dann im Herzen. Das ist noch gar nicht so lange zurückliegend. Ich hatte bestimmt zwei Jahre lang heftige Herzschmerzen. Also ein Stechen und Ziehen im Herzen, so als ob da ein Messer drin steckt. Das ist nicht immer, aber so in Wellen. Ich bin auch mal zum Arzt gegangen, habe gedacht, ich müsse das mal testen lassen, ist etwas mit meinem Herzen? Da war aber nichts. Das hatte ich mir auch schon gedacht.

Zum Glück ist es aber so, dass es sich jetzt beruhigt hat, diese Schmerzen sind selten. Aber ich glaube, es ist ein Gesetz: da wo sich etwas Neues bildet, ein Organ, dass das auch mit Schmerzen oder Krisen einhergehen kann. Und deswegen spreche ich auch darüber, es ist wichtig, dass man darüber spricht. Weil so manch einer hat vielleicht diese Herzschmerzen, geht zum Arzt, der Arzt findet nichts, und gibt dann aber doch irgendwelche Medikamente, die das unterdrücken. Oder derjenige hat Angst, er sei irgendwie krank. Und dann läuft etwas, das eigentlich auf einer anderen Ebene Hilfe bräuchte, auf einem falschen Weg weiter. Deswegen glaube ich, es ist sehr wichtig darüber offen zu sprechen.

Sebastian Knust: Hast du das Gefühl, dass Dir Dein innerer Weg auch äußerlich geholfen hat?

Steffen Hartmann: Also der Weg des Musikers ist ja sowieso schon ein unglaublicher Übweg. Man hat Konzerte, übt vielleicht wochenlang, ist aufgeregt und weiß nicht, wie es wird. Da habe ich sowieso sehr viel gelernt. Und auch viel durchlitten. Und natürlich hat mir das Meditieren dabei geholfen, mich besser zu konzentrieren, mich besser auch zu zentrieren in mir. So eine gewisse mentale Kraft hat es mir gegeben. Auf jeden Fall. Trotzdem musste ich kämpfen mit Lampenfieber und anderen Musikerleiden, wie andere Musiker auch. Es ist ja kein Zaubermittel, das Meditieren. Es kommt ja auf der anderen Seite dazu, dass man sensibler wird, feiner in der Wahrnehmung und dadurch auch eher mal angegriffen ist von etwas, was ein anderer mühelos wegsteckt… Es ist beides: Man stärkt sich und man sensibilisiert sich.

Also der Weg des Musikers ist ja sowieso schon ein unglaublicher Übweg. Man hat Konzerte, übt vielleicht wochenlang, ist aufgeregt und weiß nicht, wie es wird. Natürlich hat mir das Meditieren dabei geholfen, mich besser zu konzentrieren, mich besser auch zu zentrieren in mir. So eine gewisse mentale Kraft hat es mir gegeben.

Lehre, Kurspraxis

Sebastian Knust: Du bist dann weiter gegangen auf deinem Weg und es kam der Punkt, an dem Du Deine Erfahrungen weitergeben wolltest. Kannst du noch berichten, wie es zu diesem Entschluss kam?

Steffen Hartmann: Ja, das kann ich eigentlich ziemlich genau sagen, wie das war. Ich habe das nicht selber gesucht. Ich habe für mich konsequent meditiert und auch gesucht, aber ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, ich will Meditation unterrichten. Dann gab es einen Menschen, der mich von sich aus gefragt hat, ob ich ihm Meditationsunterricht geben kann. Er hat wohl mal Vorträge von mir gehört oder kannte mich irgendwie und er kam auf mich zu mit der Frage: kann ich bei dir Meditationsunterricht bekommen? Und im Nachhinein würde ich sagen, durch diesen Schüler habe ich unglaublich viel gelernt. Also, es ist einfach so. Er hat hoffentlich auch Dinge bei mir gelernt, aber ich verdanke ihm sehr viel. Weil er diese Frage so an mich herangetragen hat.

Das hat sich dann noch mal wiederholt mit einem ganz alten Anthroposophen, der ist jetzt schon über 90 ist, der auch sehr direkt gesagt hat: Können Sie nicht mal Meditationskurse geben? Was dann noch mal so einen Anstoß gab, ja irgendwie liegt es in der Luft, und ich dann auch angefangen habe das in größeren Gruppen zu machen. Das jetzt eben auch seit 3, 4 Jahren mache, auch in größeren Gruppen. Und dann fing es an, dass man mich eingeladen hatte an verschiedene Orte und ich dem so nachgegangen bin, weil ich gemerkt habe, es stößt auf Resonanz, macht mir Spaß und die Frage kommt auf mich zu.

Das war mir wichtig, dass ich nicht mein Ego setze: Ich will jetzt ein toller Meditationslehrer sein, sondern mehr, ich werde gefragt. Ich verstehe mich eher als jemanden, der Anregungen gibt, oder der von seinem eigenen Weg erzählt und damit anderen hilft, ihren Weg zu finden. Ich verstehe mich weniger als einen Lehrer, der jetzt die Methode unterrichtet, sondern ich freue mich über jeden, der einen eigenen Weg, Erfahrungen oder Übungen macht. Ich habe da keinen Anspruch auf eine bestimmte Schulung oder eine bestimmte Übung – natürlich schon auf die anthroposophische Grundlage, aber da sehe ich die Möglichkeit, dass es viele Wege gibt.

Sebastian Knust: Was hat denn dieser erste Schüler Dir beigebracht?

Steffen Hartmann: Ja, zum Beispiel, was alles mit diesen ganzen sogenannten Nebenübungen zusammen hängt. Also diese mehr moralischen Übungen, die alle sehr wichtig sind.

Sebastian Knust: Kannst du das noch etwas genauer beschreiben?

Steffen Hartmann: Ja, dass man jetzt zum Beispiel nicht nur meditiert, sondern sich auch um Gelassenheit bemüht, um Unbefangenheit, Positivität, man könnte auch sagen: Zuverlässigkeit im ganzen Leben. Solche Dinge sind ja sehr wichtige Dinge, eben nicht abzuheben, sich auf eine gesunde Art zu erden, wenn wir jetzt die geistigen Kräfte entwickeln. Und dieser Schüler hat eben danach gefragt und das hat mich noch einmal ganz anders in die Notwendigkeit versetzt, mit einem anderen gemeinsam solche Dinge zu bearbeiten, zu besprechen auch die Hindernisse, die sich dann einstellen. Wie bei der Positivität – da auch erfinderisch zu sein, nicht zufrieden sein, dass ich das jetzt irgendwie für mich gefunden habe, sondern indem ich es einem anderen näher bringen muss, entwickele ich mich auch selber viel stärker weiter.

Sebastian Knust: Dann hast Du diese kreativen Ansätze gefunden, wie man solche Probleme bearbeiten kann?

Steffen Hartmann: Ja, das betrifft jetzt viele Übungen. Durch Schüler oder Seminarteilnehmer bekommt man vielleicht Probleme auf den Tisch, die man selber sonst gar nicht hat, nicht in dieser Form. Und jetzt muss man irgendwie finden, wie kann es da weitergehen.

Sebastian Knust: Kannst Du da vielleicht auch noch ein Beispiel geben?

Steffen Hartmann: Ein Beispiel wäre da die sogenannte Willensübung. Steiner regte ja an, dass man einmal am Tag zu einer bestimmten Uhrzeit eine zweckfreie oder sinnfreie Handlung macht. Was weiß ich, in die Hände klatschen, oder einen Ring von einem Finger auf den anderen, etwas, das man sonst auf keinen Fall tun würde, einfach tut, immer zur gleichen Zeit. Einzig und allein, weil man es mit sich selbst verabredet hat. Die Übung klingt sehr einfach, aber die Erfahrung zeigt, dass es den allermeisten Menschen nicht einfach fällt. Entweder sie vergessen es oder sagen, ja ich habe es 3 Stunden später gemacht. Und da kam jetzt die Frage an mich, wie kann man es denn schaffen, dass man das so einhält. Und da hilft es schon, wenn man in einer Gruppe das verabredet, wenn man weiß, die anderen machen das auch. Über solche Dinge, dass man sich vielleicht einen Wecker stellt oder eine Uhr nimmt, und wirklich versucht diese Zeit zu treffen. Oder andere kreative Dinge: ich verpasse den Moment und jetzt fällt es mir ein und jetzt wähle ich mir am gleichen Tag noch eine neue Uhrzeit, und da mache ich es. Wie eine zweite Chance. Und das Interessante ist, dass verschiedene Menschen, mit denen ich daran gearbeitet habe, mir sagen, wenn sie es dann wirklich schaffen, dann erleben sie plötzlich den Sinn der Übung. Also, dass es ihnen wirklich Kraft gibt, und dass dort etwas passiert im Willen, wo man vorher denkt, das kann eigentlich nicht so entscheidend sein. Aber das ist etwas, was man wirklich erst erlebt, wenn man es tut.

Sebastian Knust: Nun ist es ja so, dass im Verhältnis zu anderen Arten der Meditation, die anthroposophische Meditation stark beim Denken beginnt und einen Weg geht, der in der Regel erst einmal nicht zu „großartigen“ Ergebnissen führt. Und es ist bei anderen Meditationsformen oft so, dass man relativ am Anfang schon zu großen Bildern kommt. Wie gehst du damit um, gerade auch wenn du mit anderen zusammenarbeitest, mit Teilnehmern von Kursen?

Steffen Hartmann: Da klingt ja der Vorwurf an, dass Steiner eben zu verkopft ist… also ich versuche einerseits in meinen Kursen die Begeisterung am Denken zu wecken oder auch zu diesem Wunder hinzuführen, durch wirkliches Denken Dinge durchschauen zu können, was wie so eine Perle ist. Steiner nennt es auch: die Perle der Hellsichtigkeit. Darüber nicht zu selbstverständlich hinweg zu gehen, sondern immer wieder innezuhalten und zu sagen: ja, es ist eine wunderbare Tätigkeit und auch Fähigkeit, im Denken Klarheit über etwas zu gewinnen.

Und das andere ist, dass ich schon auch versuche, zu zeigen, dass die Übungen immer auch eine Gefühlsseite haben und eine Willensseite. Es reicht eben nicht, viele Dinge nur zu denken, sondern das Gefühl muss in Resonanz kommen – dass die Gefühle auch sein dürfen. Aber das bringt die Wiederholungen mit sich, dass ich in eine Willens-Kontinuität komme. Wenn der Wille ins Gefühl kommt, kann ich da auch etwas durchtragen, da sehe ich auch eine anthroposophische Aufgabe, dass alle drei Seelenkräfte angesprochen werden. Oder jetzt eben bei Naturübungen oder Naturbetrachtungen, die Schönheit eines Kristalls oder die Schönheit einer Rose durchaus auch gefühlsmäßig zu erleben, halte ich für sehr wichtig…

Sebastian Knust: …was ja auch bei dem Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ von Rudolf Steiner so angelegt ist…

Steffen Hartmann: Oder eben auch andere Übungen, die mit der Inspiration zu tun haben. Steiner sagt immer, ein Gefühl für die Wahrheit – er sagt, man muss sich eigentlich so schulen, dass die Unwahrheit oder Unstimmigkeit regelrecht schmerzt und Wahrheit oder geistige Stimmigkeit Freude bringt. Also das liegt mir vielleicht auch als Musiker nahe, diese Welt des Fühlens, aber nicht ein ganz träumendes Fühlens oder so ein ganz selbstbezogenes Fühlen, sondern ein Fühlen, das sich verobjektiviert.

Den meditativen Weg durch vier Stufen beschreiben manche Menschen auch wie einen Weg zur Quelle. Den kann man letztendlich mit jedem Phänomen gehen, zum Beispiel mit der Farbe Blau, einem Kristall oder einer Blume. Ich beginne auf der physischen Ebene, dann kommt ein inneres Nachschaffen, ich mache dieses innere Nachschaffen so plastisch und so stark wie möglich und irgendwann nehme ich auch das weg und mache mich selbst zur Schale und öffne mich für das, was noch dahinter wirkt. Und wenn ich dann in so einem intensivierten Erleben bin, scheint es mir wichtig, dass ich das auch nachklingen lasse. Erst in diesem Nachklang kommt das oft Wesentliche hinzu, etwas, das ich nicht mehr selber hervorbringen kann, sondern das mir wie geschenkt wird.

Meditationsübungen

1. Übung | „Weglass-Übung“

Gemeinsame Rhythmus-Übung

Sebastian Knust: Kannst du vielleicht ein oder zwei Deiner Dir wesentlich erscheinenden Übungen beschreiben?

Steffen Hartmann: Eine klare Systematik ist anhand dieser Klatschübungen zu beschreiben. Und das ist eine ganz einfache Übung. Zunächst, es wird geklatscht und zwar im Kreis, die Menschen klatschen nacheinander. Dadurch entsteht ein physisch hörbarer Rhythmus und Puls, den man konkret erleben und beschreiben kann. Das ist wie so eine erste Stufe der Übung.

Die zweite Stufe der Übung beginnt da, wo jetzt dieses physische Klatschen nicht mehr ganz ausgeführt wird, es bleibt nur die Bewegung des Klatschens. Aber der Klatscher, den man hört, der wird zurückgehalten. Und wenn man das dann auch in der Gruppe macht und quasi durchgibt im Kreis, kann man schon viel Beobachtungen machen, was diese Reduktion bewirkt. Sie bewirkt auf der feineren Stufe, auf der Stufe der Bewegung, eine Intensivierung.

Und dann wird das methodisch beibehalten, man nimmt auch die äußere Bewegung weg, eine dritte Phase der Übung, und versucht nur noch innerlich zu klatschen. Das aber so intensiv und so konkret, wie möglich. D.h. ich höre jetzt innerlich den Klatscher, und ich vollziehe quasi mit unsichtbarem Arm die Klatschbewegung. Wenn das gelingt, dann erleben wir, dass wir einen inneren Menschen haben. Einen unsichtbaren Menschen, der auch handeln kann, der auch Akte vollziehen kann, in dem Fall eben den Akt des Klatschen. Und darum geht’s.

Es geht darum, vom äußeren Klatschen, übers Bewegungsklatschen zu diesem inneren Vollzug zu gelangen, und zu merken, das ist nicht nur im Kopf oder in der Vorstellung, sondern fast realer als das äußere Klatschen. Je nach Mensch dauert es eine Weile, bis der einzelne dann diesen Schlüssel findet, wie man das macht. Aber eigentlich kann fast jeder, wenn er sich drauf einlässt, zu mindestens einen Zipfel dieses Erlebnisses haben, innerlich konkret zu klatschen. Bis dahin, dass viele Menschen sagen, dass das innere Klatschen eigentlich noch mächtiger und lauter und kräftiger ist, als das äußere Klatschen. Das wäre jetzt so ein methodischer Drei-Schritt zunächst. Ich nehme äußerlich etwas weg und intensiviere aber die Tätigkeit innerlich.

Und der vierte Schritt ist dann, dass ich diese innere Tätigkeit wegnehme aber trotzdem bei der Sache bleibe. Also ganz geistesgegenwärtig im Vollzug bleibe, ohne innerlich zu klatschen. Und da kann dann wie so eine Art Umstülpung erlebt werden, ein geistiger Raum, ein geistiger Kraftraum entsteht. Manche Menschen sagen auch, eine Art geistige Leere. Oder auch so eine Art Angeschlossensein, eine viel größere Kraft, aus der eigentlich das Klatschen erst hervorgeht.

Also manche Menschen beschreiben es dann auch so, es sei wie ein Weg zu der Quelle, aus der heraus die Energie des Klatschens kommt. Und diesen Weg durch vier Stufen kann man üben. Den kann man letztendlich mit jedem Phänomen gehen. Den kann man auch mit der Farbe Blau üben oder mit einem Kristall oder mit einer Blume. Es ist immer der gleiche Weg. Ich beginne auf der physischen Ebene, dann kommt ein inneres Nachschaffen, ich mache dieses innere Nachschaffen so plastisch und so stark wie möglich und irgendwann nehme ich auch das weg und mache mich selber zur Schale und lausche auf das, oder öffne ich mich für das, was noch dahinter wirkt.

2. Übung | Satzmeditation

„Strahlender als die Sonne“

Sebastian Knust: Bei dem Seminar haben wir auch noch einen mantrischen Spruch meditiert. Kannst Du ihn noch einmal zitieren und die Vertiefungsschritte erläutern?

Steffen Hartmann: Ja, das ist ja ein grundlegendes Mantra, ein grundlegender Spruch von Rudolf Steiner:

Strahlender als die Sonne
Reiner als der Schnee
Feiner als der Äther
Ist das Selbst
Der Geist in meinem Herzen
Dies Selbst bin Ich
Ich bin dies Selbst.
(GA 266/1, S.103)

So ein Spruch ist eigentlich wie eine Komposition, ein Organismus, in den man sich einleben kann. Der ist ganz bewusst komponiert und geformt. Das heißt, man sollte am besten jetzt nicht die Sätze verändern, oder die Abfolge der Worte, sondern sich ganz streng an das halten, was gegeben ist. Und es kann so losgehen, dass man eben sich einlebt in die Bilder. Was heißt „strahlender als die Sonne“? Und wenn ich mit der strahlenden Sonne beginne, sich diese vorzustellen und das dann innerlich noch zu steigern. Oder „feiner als der Schnee“: man kann sich eine Schneelandschaft vorstellen, ganz fein und unberührt, und die Empfindng, die man da hat, noch versuchen zu steigern. Oder „feiner als der Äther“, man stellt sich etwas ganz Feines eigentlich nicht mehr Substanzielles vor. Und auch das versucht man dann in der Empfindung noch zu intensivieren zu steigern. Aber das ist im Grunde schon ein meditativer Vorgang, ich baue ein Bild auf und lebe mit diesen Empfindungen und Bildern, die das Wort anregt.

Dann ist der Spruch so gemacht, dass er übergeht in ein allgemein Gedankliches. So zum Beispiel dieser Zeile: „Ist das Selbst“. Das kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen. Da muss ich ein Stück weit rein denken, aber ich kann das gleichzeitig schon auch empfinden. Es gibt also etwas, das all dieses umfasst: Strahlender als die Sonne, reiner als der Schnee, feiner als der Äther. Dahin wende ich mich jetzt, denn durch diese Zeile, „der Geist in meinem Herzen“, verbinde ich das Ganze mit meinem Herzen. Da würde ich auch empfehlen, dass man wirklich versucht, konkret das ins Herz zu verlagern, obwohl man vielleicht erst mal eine Scheu hat, oder denkt, das ginge doch gar nicht. Aber eigentlich merken viele Menschen, wenn man erst mal versucht, etwas im Herzen zu denken oder zu empfinden, dass das gar nicht so schwer ist, wie man zunächst denkt. Es gibt da auch manchmal Hindernisse, die man sich künstlich aufbaut, und die dann wegfallen. Wenn man zum Beispiel wie ein Kind das versucht, einfach ausprobiert: wie fühlt sich das an, wenn ich mit dem Herzen denke…

Und dann kann ein Prozess der Verlangsamung eintreten. Ich bin in den Worten oder in der Abfolge der Worte mit meinem Wesen anwesend, bis dahin, dass vielleicht das Gefühl eintritt, ich werde gesprochen oder der Spruch spricht durch mich. Bis dahin, dass man vielleicht das Gefühl hat, diese Worte durchfluten meinen ganzen Körper. Manche Menschen sagen, ihnen wird warm. Bis in die Füße, was sehr gut passieren kann, dass man bis in die Füße warm wird. Das kann richtig heiß werden. Dann zeigt es eben, dass dieser Ätherfluss angesprochen, harmonisiert und bestärkt wird. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen.

Und wenn ich dann in so einem intensivierten Erleben bin, scheint mir ganz wichtig, dass ich das auch nachklingen lasse, dass ich wie noch einmal nachlausche, eine Schale werde. Weil oft dann erst in diesem Nachklang das Wesentliche hinzukommt. Etwas, das ich nicht selber mehr hervorbringen kann, etwas, das mir wie geschenkt wird. Es ist oft schwer in Worte zu fassen, also ich bin dann auch oft direkt nach der Meditation versucht, das vielleicht aufzuschreiben oder irgendwie versucht, das festzuhalten. Denn es sind meist Erlebnisse, die man schnell vergisst, weil sie sich nicht einfach festhalten lassen.

Sebastian Knust: Vielen Dank für das Interview!

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